Die Bahn hat es vorgemacht, indem sie eine aktuelle Werbekampagne für die „grüne“ Bahncard als Werbeträger für die Verwendung von Ökostrom entwarf. Nun sollen es die Kreuzfahrtschiffe nachmachen. In Hamburg wurden im Mai Pläne für ein schwimmendes Gaskraftwerk vorgestellt, das die Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen bald mit umweltfreundlicher Energie aus flüssigem Erdgas versorgt. Ob das Beispiel Schule macht, muss man abwarten. Es sieht aber ganz danach aus, als ob andere Kreuzfahrthäfen nachziehen werden.
Umweltfreundliche Stromversorgung für Kreuzfahrer
Diskutiert wurde die Idee bereits mehr als fünf Jahre. Jetzt endlich wird der Plan zur konsequent umweltfreundlichen und emissionsarmen Stromversorgung an Kreuzfahrerterminals mit einem ersten Schritt in die Tat umgesetzt. Neben der Kreuzfahrtreederei „Aida Cruises“ will auch „Becker Marine Systems“ den Bau eines mobil einsetzbaren Flüssiggas-Kraftwerks befördern, damit im Hafen auf Reede liegende Kreuzfahrtschiffe zukünftig eine umweltfreundlichere Energieversorgung nutzen können. Eine antriebslose Schute wird mit dem geplanten Gaskraftwerk ausgestattet. Die Motoren der Kraftwerksschute können Flüssig-Erdgas verbrennen und als Ergebnis des Verbrennungsprozesses Strom herstellen. Dockt nun ein Kreuzfahrer an die Schute an, kann diese das Schiff mit sauberer Energie versorgen. Aida Cruises rechnete vor, dass dadurch die bisher entstehenden Schadstoff-Emissionen erheblich gesenkt werden können. Ein Ausstoß von Russpartikeln oder Schwefeloxid kann zukünftig sogar ganz vermieden werden. Der Kohlendioxid-Ausstoß kann um nochmals 30 Prozent, der Stickoxid-Ausstoß sogar um 80 Prozent gesenkt werden.
Großes Interesse unter Kreuzfahrtreedern
Die Schute mit dem Gaskraftwerk wird „LNG Hybrid Barge“ genannt und stellt nach Aussage ihrer Planer ein zukunftsweisendes Konzept zur umweltfreundlichen Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen dar. Die Schute wird mit einem Flüssiggasbunker kombiniert, der aus Brunsbüttel beliefert wird. Dass die Nachfrage nach umweltfreundlicher Energie hoch sein wird, bezweifelt niemand. Mittlerweile melden auch die Kreuzfahrthäfen Kiel, Rostock oder sogar Venedig Interesse an. Der Grund: Auch am Liegeplatz im Hafen verbraucht ein Kreuzfahrtschiff Energie, die über einen Hilfsdiesel zur Verfügung gestellt wird. Dessen Abgase gelangen bisher weitgehend ungefiltert in die Luft. Die Umwelt im Hafengebiet wird dabei insbesondere mit Stickoxiden belastet. Daher sind alle Kreuzfahrt-Reedereien aufgefordert, den Jahresausstoß, der bei geschätzten 54 Tonnen liegt, zu reduzieren.
Der Hamburger Senat hat das Nachsehen
Die geplante Versorgung über eine mobile Flüssiggas-Schute soll einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Vorgesehen ist, die flexibel einsetzbare „LNG Hybrid Barge“ bedarfsgerecht an Hamburger Kreuzfahrtterminals einzusetzen. Die „AIDAsol“ soll 2014 als erstes Kreuzfahrtschiff an das Gaskraftwerk andocken. Dazu müssen die Aida-Schiffe allerdings schrittweise umgerüstet werden. Pro Schiff fallen geschätzt eine Million Euro Umrüstungskosten an. Für den Reeder rechnet sich das. Die „LNG Hybrid Barge“ bedeutet Druck für den Hamburger Senat, der schon 2011 aufgefordert wurde, Konzepte für Landstromanschlüsse am Kreuzfahrtterminal vorzulegen. Das geschah aber bisber nicht. Ein Landstromanschluss wird in Altona frühestens 2015 angelegt. Mit der mobilen Flüssiggas-Barge kommen die Planer dem Senat zuvor und sahnen dabei möglicherweise richtig ab. Immerhin 15 Orders liegen den Betreibern der Flüssiggas-Barge bereits vor. Selbst am Ende der alljährlichen Kreuzfahrtsaison kann die mobile Flüssiggas-Schute noch genutzt werden. Nach den Plänen der Betreiber soll sie dann am Köhlbrand andocken und zusätzlichen Strom produzieren, der in die Leitungen eines großen Energieversorgers eingespeist wird.